Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr, und kurz nach acht fährt unser Zug nach Madrid los. Unser Gepäck ist in einzelnen Gepäcktaschen organisiert, sodass das Ein- und Auspacken relativ schnell geht und wir alles, was wir suchen, problemlos finden.
Da wir die Sitzplatzreservierungen gestern im Zug bereits erledigen konnten, sind wir etwas entspannter. Vor der Reise haben wir uns immer gefragt, wie es ist, wenn man ohne Reservierung in den Zug einsteigt. Jetzt wissen wir, es geht nicht. Wie am Flughafen werden die Tickets vor dem Betreten des Bahnsteigs kontrolliert. Wer keine Reservierung hat, muss sich an die Seite stellen. Als ich unsere Tickets vorzeige, sagt die Dame: „Interrail? Dann bitte dort links hinstellen.“ Ich zeige ihr schnell noch unsere Reservierungen, und wir dürfen durch. Kurz vorher hatte ich geschaut, wo unsere Plätze sind. Wir haben zwei Plätze in Wagen 8, die in der Nähe voneinander sind, und jeweils einen Platz in Wagen 5 und Wagen 1. Ich denke, das liegt an der kurzfristigen Buchung, denn auf dem Rückweg haben wir zusammenhängende Plätze. Wir fragen, ob es möglich wäre, die Plätze zu tauschen, und werden an den Manager verwiesen, der jedoch noch mit anderen wichtigen Dingen beschäftigt ist.
Kurz vor der Abfahrt sprechen wir mit ihm. Als er erfährt, dass wir bis nach Madrid reisen, atmet er tief durch. Wir einigen uns darauf, dass wir in Wagen 8 bleiben und immer wieder schauen, welche Plätze frei sind.
Das klappt fast die gesamte Strecke sehr gut. Lenny tauscht seinen Platz mit zwei jungen Frauen, die gern nebeneinander sitzen möchten, und bekommt dafür einen Einzelplatz hinter Charlie – perfekt! Wolf und ich haben immer mal wieder neue Plätze, sitzen aber ab Barcelona zusammen und in der Nähe der Jungs und bangen an jedem Bahnhof, dass die Reihe frei bleibt. Es klappt.
Unser Weg führt uns über den Fluss von Avignon vorbei an kleinen Burgen, riesigen Feldern mit Kirsch- und Olivenbäumen, Erdbeerplantagen und Maisfeldern. Bei Montpellier ist dann auch das Meer zu sehen. Danach folgen Salzflächen, und irgendwann kommen riesige Weinfelder dazu. Die Landschaft ist typisch mediterran – ganz anders als die letzten Tage, aber ebenfalls wunderschön. Nach Barcelona wird die Landschaft recht karg und erinnert fast an eine Mondlandschaft, doch irgendwann wird sie wieder grüner. Das Beste am Zugfahren ist, dass auch Wolf die Aussicht genießen kann.
Am Bahnhof angekommen, wollten wir gleich die Reservierungen für unseren Zug nach Portugal machen. Der Herr am Schalter schaute nach und teilte uns mit, dass wir in knapp einer Woche Plätze haben könnten. Da uns das zu spät war, entschieden wir uns, später einen Bus zu buchen.
Weiter ging es mit Bahn und Bus zum Hotel. Das, was wir bisher von Madrid gesehen haben, ist sehr gepflegt und sauber und hat uns gut gefallen.
Von der Busstation mussten wir noch ein paar Meter laufen. Beim Blick in eine Gasse fielen uns die vielen Wimpel auf, und es sah aus, als hätten die Restaurants in der Straße Bars vor ihren Türen aufgebaut. Es kam auch Musik aus dieser Richtung.
Im Hotel angekommen, liefen wir als Erstes vom Zimmer zum Pool. Die Jungs erfrischten sich ein wenig, und wir besorgten im Supermarkt ein paar Getränke und Snacks.
Zum Abendessen wollten wir in Richtung der geschmückten Straße laufen. Es stellte sich heraus, dass tatsächlich ein Fest stattfand. Die meisten Bars auf den Straßen boten allerdings nur Getränke an. An einer Bar sprachen wir kurz mit dem Besitzer und entschieden uns, dort Pommes zu essen. Er war sehr nett, und wir unterhielten uns ein wenig. Er erklärte uns, dass das Fest schon ein paar Tage andauere und noch bis zum Wochenende gehe. Es ist ein typisches Fest in Madrid um den 15. August zu Mariä Himmelfahrt und heißt „Virgen de la Paloma de Madrid“. Anschließend wollten wir noch die umliegenden Straßen erkunden. Das Fest ist riesig. Unterwegs sahen wir viele Essens- und Getränkestände, Schießbuden, einen Bingostand, Pfeilwerfen und einen Stand, bei dem man Tore schießen musste. Die Jungs wollten das gern ausprobieren. Einen Treffer gab es, und dafür erhielten wir drei Punkte. Ab sechs Punkten konnte man etwas gewinnen, aber was genau, war uns nicht ganz klar.
Irgendwann wollten die Kinder zurück ins Hotel, und wir machten uns auf den Weg dorthin. Die Kinder machten sich bettfertig, während wir noch eine Runde über das Fest schlenderten und die kleine Bar erneut besuchten. Der Besitzer erkannte uns sofort wieder und fragte nach den Jungs.
Als es schließlich für die Krücken zu voll wurde, machten auch wir uns auf den Weg zurück und ließen den tollen Abend mit einem kleinen Spaziergang ausklingen.